Projekt „Augenhöhe macht Schule“ begeistert Schüler und Lehrer

JÜLICHWie wollen wir Schule im 21. Jahrhundert gestalten? Wie lassen sich Bildung, Gesellschaft und Wirtschaft auf Augenhöhe miteinander verbinden? Diesen Fragen widmet sich der Verein „Augenhöhe community“. Dazu hat der Verein das Projekt „Augenhöhe macht Schule“ initiiert. Im Kreis Düren hat die Sekundarschule Jülich die Vorreiterrolle übernommen. 

von GÜNTER JAGODZINSKA (Aachener Zeitung / JÜLICH / LOKALES)

Was hinter der Idee „Augenhöhe macht Schule“ steckt, war kürzlich auch im Kuba-Kino zu sehen, in dem der gleichnamige Film gezeigt wurde. Es ist alles ganz einfach, so jedenfalls schildern Schüler zu Beginn des Films den Unterricht an ihrer Schule: „Also man lernt da, da geht man jeden Tag hin. Man muss früh aufstehen, um zu lernen. Da gibt’s Pausen, es kann sehr unterhaltsam sein.“ Eigentlich nichts Besonderes, denkt der Zuschauer. Doch schon der nächste Kommentar eines pfiffigen Jungen im Intro beweist das Gegenteil:„Wenn wir zum Beispiel Mathe machen und haben keine Lust mehr, dann können wir einfach gehen.“ Was sich wie der Traum eines jeden Schülers anhört, erweist sich im weiteren Verlauf des in einzelnen Modulen der beteiligten Schulen aufgebauten Films als ein neuartiges Konzept, Wissen zu vermitteln.

 

Motiviert lernen

Angelika Lafos, Leiterin der 2012 gegründeten Jülicher Sekundarschule mit 870 Schülern und 74 Lehrkräften, erläutert den Hintergedanken mittels einer rhetorischen Frage: „Was könnte den Kindern besser helfen, als motivierter zu lernen und ihre Potenziale zu wecken?“ Wie sich der grobe Ablauf im Alltag darstellt, erläutert Lehrerin Tinka Mühle: „Die Kinder treffen sich jeden Morgen um acht Uhr im Klassenverband und besprechen das Aktuelle des Tages, wir feiern Geburtstage, reden darüber, was  für die Woche wichtig ist. Erst danach starten sie in ihren Lernbüros, die wir individuell eingeteilt haben. Die Kinder bestimmen selber, machen sie heute Mathe, Englisch   oder Deutsch, Gesellschaftslehre oder Naturwissenschaften.“

Hinter dieser Freiheit stehen Lehrkräfte, die die Fähigkeiten der Kinder bestens einzuschätzen wissen. Jedes Kind erhält sein eigenes Logbuch, in dem die täglichen Lernerfolge festgehalten werden. Am Ende der Woche reflektieren Lehrer und Schüler die jeweiligen Einträge. „Wir legen Wert auf eine positive Feedback-Kultur, ohne dabei die Erfüllung der Curriculum-Anforderungen außer acht zu lassen“, betont die didaktische Leiterin Nicole Lafos. Klassenarbeiten heißen in der Sekundarschule Zertifikate. Das Besondere daran ist, dass die Aufgaben nicht einem für alle gleichen Schema, sondern den Fähigkeiten des Kindes angepasst sind. Wichtig sei dabei, dass der Lehrer Lehrer bleiben müsse und nicht Kumpel werden dürfe, betont Angelika Lafos und ergänzt: „Unsere Lehrer sind leistungsbewusst, sie möchten, dass die   Kinder Leistung bringen. Aber sie haben hier auch die Möglichkeit, ihren Leidenschaften zu frönen. Das heißt: Jeder Lehrer bringt mehr mit als nur seine  beiden Fächer.“ Die Schüler sollen für ein Leben und eine Berufswelt fit gemacht werden, die noch nicht konkret abzusehen ist. Keiner weiß, wie die Zukunft aussehen wird, aber in der Sekundarschule Jülich lernen die Erwachsenen von morgen „sich darauf einlassen zu können und sich das selber zuerarbeiten“.

 

Verantwortung übernehmen

Lehrerin Svenja Günl benennt mit der Bereitschaft der Schüler, Verantwortung zu übernehmen, einen weiteren wichtigen Aspekt und freut sich über den Enthusiasmus, mit dem sie dabei sind: „Da ist manchmal auch richtig Tempo in den Stunden drin.“ Auch Nicole Lafos gibt dem Anspruch, selbständige Menschen erziehen zu wollen, höchste Priorität. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre, ein ausgeprägter Teamgedanke und gegenseitiges Unterstützen bilden die Leitplanken in die Arbeitswelt von Morgen. Angelika Lafos sieht im Vergleich zuherkömmlichen

Schulsystemen für diese Form des Lernens großes Potenzial: „Eine solche Veränderung geht nicht von heute auf morgen. Aber es ist ansteckend!“

Weitere Informationen unter: www.augenhoehe-community.de